Eigentlich…..

ja, eigentlich war es die Biene, die die Gäste zum Erntedank-Treffen* des Landfrauenvereins Neumünster erwarteten. Ein Vortrag über die für unser ganzes Leben so wichtigen und leider bedrohten Insekten stand auf dem Programm. Was aber niemand wusste: Der Referent musste kurzfristig wegen einer plötzlichen Erkrankung absagen. Das Abendprogramm war in Gefahr. Dorit Hartz, der Vorsitzenden, fiel glücklicherweise die Kieler Journalistin Jutta Kürtz ein. Sie war die Rettung. In kurzer Frist erarbeitete sie ein neues Referat – denn ja, Dorit Hartz hatte dann auch ein Wunschthema. Über die Geschichte der Ochsenwege wollten sie und die Landfrauen gerne etwas hören. Es gelang. Die Referentin zog das Publikum in ihren Bann. Alle lauschten aufmerksam, wie spannend die Vergangenheit mit dem Heute verknüpft ist. Hier, in unserem Land.

Der Ochsenweg ist der älteste Fernweg Schleswig-Holsteins. Seine Ursprünge reichen vermutlich bis in die Bronzezeit zurück. Aus dem dänischen Jütland kommend – wo die Route Harvejen=Heerweg heißt – führt der Ochsenweg historisch über Flensburg, Schleswig und Rendsburg, verzweigt sich dann östlich über Neumünster und westlich über Itzehoe. Bei Uetersen/Pinneberg treffen die Ochsenwege dann wieder zusammen und führen bis Wedel. Es gibt überall auch noch Abstecher und Nebenwege. Und es gibt auch noch einen alten westlichen Weg, der von Ribe und Tondern über Husum nach Rendsburg führt. Das ganze System der Ochsendrift ist ein Meisterwerk der Logistik – ein beeindruckendes, sehr frühes internationales Handels-Netzwerk. Man kann es sich kaum vorstellen: riesige Herden, Zehntausende von Ochsen wurden seit dem 14. Jahrhundert alljährlich von Nord nach Süd getrieben, denn bis zum Bau der ersten festen Straßen Mitte des 19. Jahrhunderts war der Landweg der bedeutendste Verkehrsweg über die Cimbrische Halbinsel von Skagen bis zur Elbe. Auch als Haupt-Pilgerweg, als Marschweg für Kaufleute und Handwerker und als Heerweg. Auf die Ochsendrift brachte man die wunderbaren, fleischreichen jütischen Rinder in großen Gruppen, in besten Zeiten waren es 50.000, mit Ihnen die Ochsentreiber und die Viehhändler. Alle mußten auf dem langen Weg Nahrung und Nachtquartiere finden, Weiden also und Landkrüge. Wie den Kropper Busch. Da passierte viel Spannendes! Und so manches alte Flurstück und mancher historischer Nachweis existieren noch heute. Auch der ‚Kuhberg‘ in Neumünster berichtet von dem intensiven Viehhandel, der in dieser zentralen Stadt eine große Rolle spielte.

Gebannt verfolgten die Landfrauen den Spaziergang durch unsere Heimatgeschichte und fanden im Anschluss in der Diskussion noch so manche Erklärung für offene Fragen.

 

Fazit wieder einmal: die Geschichten aus der Geschichte können fesseln und faszinieren. Und sie sind immer ein Teil von uns.

Monika Henning

 

* Anm.: 27.09.2018