Dorit Hartz, 1. Vorsitzende, LandFrauenVerein Neumünster und Umgebung e.V.

 Erntedankfest in der Anscharkirche am 7.Oktober 2018

Wir feiern heute Erntedank. Dafür haben acht LandFrauen die Erntekrone gebunden. Ihnen gebührt ein herzliches Dankeschön.

Aber warum eine Krone? Was verbindet sie mit der Ernte, denn sie ist doch ein Symbol der Macht.

Die Krone wird aus den Ähren unserer wichtigsten Getreidesorten – Gerste, Roggen, Hafer, Weizen – gebunden. Betrachtet man die Krone nun etwas genauer, erkennt man, dass sie auf einem Kranz gebunden ist. Dieser ist ein Symbol für die Unendlichkeit, denn er hat keinen Anfang und auch kein Ende.

Für mich bedeutet es, dass eine Erntekrone früher wie heute symbolisch die Kraft und die unendliche Macht der Natur verdeutlichen soll.

Und wie kraftvoll und mächtig die Natur ist, zeigt sie uns gerade in Indonesien mit all den Auswirkungen auf die Menschen dort und ihrem Lebensraum. Wir sollten daher nicht nur dankbar sein, sondern auch der Natur mit Demut und mit Respekt begegnen. Doch dafür haben wir leider keine Zeit.

Wir verbrauchen Bodenschätze, zerstören die Lebensräume der Pflanzen und Tiere und vermüllen die Meere. Die hohen Temperaturen des Sommers, die Wirbelstürme in Asien und Amerika mit den darauffolgenden Überschwemmungen zeigen uns schon lange, dass wir unsere Erde überfordern. Bei einem Menschen würde man von „burn-out“ sprechen.

Dennoch leiden wir keinen Mangel. Wir müssen weder Durst leiden noch müssen wir hungern. Die Regale in den Supermärkten sind ständig prall gefüllt.

 Wir können jeden Tag ernten. Und da die Lebensmittel auch noch billig sind, erfahren sie nur selten Wertschätzung. So produzieren wir in Deutschland jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittelabfall. Das ist etwa ein Drittel der jährlich für Deutschland produzierten Lebensmittel.

Die LandFrauen fordern daher von uns allen mehr Wertschätzung für Lebensmittel und deren Erzeuger und Erzeugerinnen.

Aber gehen wir denn mit  uns selbst achtsam und wertschätzend um?

Unser Alltag ist immer komplexer geworden, so dass er für viele Menschen wie in einem Hamsterrad abläuft und ganz genau „getaktet“ ist. Die Folge ist eine enorme Zunahme von Krankheiten, insbesondere von  Depressionen und Burnout. Das heißt, auch wir Menschen brennen genauso wie die Natur.

Die Wörter „danken“ und „denken“ sind miteinander verwandt. Das Erntedankfest soll uns zum Nachdenken anregen. Achtsamkeit und Mäßigung sollten wieder unseren Umgang mit der Natur und auch mit uns bestimmen.

Dann können auch zukünftige Generationen glücklich und in Frieden leben und noch viele Erntekronen binden.

Vielen Dank.